Die Geschichte der Stadt Könnern
Kurzform
Könnern mag um 700 als sorbische Siedlung gegründet worden sein. Im Kampf der Sorben und Franken, die 806 die Saale überschritten, entstand ein Kastell an der Gabelung uralter Heerstraßen zum Schutze der Wege, der Siedlung und der Saalegrenze.
Als sich unter Heinrich I. die fränkische Gauverfassung auch ostwärts über das rechte Saaleufer fortsetzte, gehörte Könnern zum kleinen Untergau Zitici, dem nördlichen Teil des Gaues Nudcici. Mit der Entwicklung der Grafschaft Alsleben im 10. Jahrhundert erfasste sie auch die Siedlung Könnern, die 1004 oder 1007 durch Heinrich II. dem Erzstift Magdeburg geschenkt wurde.
Kupferstich Gottfried August Gründler
Die älteste Namensgestalt von Könnern überliefert Bischof Thietmar von Merseburg zu 1012 als Coniri.
Erzbischof Wichmann ließ in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts ein "Schloß" (ländliches Gut) in Könnern erbauen, auf dem er gelegentlich residierte und dort auch 1192 verstarb. Die Bedeutung dieses Gutes mag zur raschen Entwicklung des Ortes beigetragen haben. Seit 10. Jahrhundert deutscher Rittersitz, im 12. Jahrhundert Flecken mit erzbischöflich-magdeburgischem Hof erscheint zu 1296 die Bezeichnung "oppidum" (ländliche Stadt).
Die Burgherren von Könnern waren erzbischöfliche Ministeriale. Ab ca. 1300 wurde Könnern laufend verpfändet und gelangte 1479, dem Giebichensteiner Amt unterstellt, an das Erzstift Magdeburg zurück.
Blutige Kriegsereignisse, vernichtende Brände und verheerende Seuchen hemmten die Entwicklung der Stadt in den folgenden Jahrhunderten in starkem Maße.
Mit dem Herzogtum Magdeburg ging der Saalkreis und somit auch Könnern 1680 an den Hohenzollernstaat über und wurde preußisch.
erstes Rathaus 1753 - 1862
Im Verlauf der napoleonischen Kriege war Könnern ab 1807 als 17. Kanton des Distrikts Halle im Saale-Departement dem Königreich Westfahlen unterstellt und wurde nach dem Wiener Kongress 1815 in das Königreich Preußen zurückgeführt und war territorialer Bestandteil der Provinz Sachsen.
Die Kriege des 19. Jahrhunderts und die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts haben der Bevölkerung von Könnern große Opfer abverlangt und einschneidende Entwicklungen und Veränderungen für die Stadt mit sich gebracht. US-Streitkräfte befreiten am 14.04.1945 Könnern vom Hitlerfaschismus. Am 01.07.1945 übernahmen sowjetische Streitkräfte Teile der von den Alliierten eroberten Gebiete u.a. Sachsen-Anhalt und somit auch Könnern. Durch die vom Potsdamer Abkommen nach dem 2. Weltkriege festgelegten Grenzen lag Könnern daher in der sowjetischen Besatzungszone, dann im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik ab 1949.
Die historische Zugehörigkeit zum Saalkreis wurde durch eine Verwaltungsreform 1952 beendet und Könnern dem Kreis Bernburg angegliedert.
Die Wiedervereinigung der seit 1945 bestehenden deutschen Teilstaaten im Jahre 1990 löste Könnern aus dem politischen und wirtschaftlichen Gefüge des Sozialismus und bracht den Beginn einer freien Entfaltung der Stadt.
Könnern ist heute ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt von Bahnstrecken und Fernverkehrsstraßen im zugleich ländlichen Siedlungszentrum des Landkreises Bernburg mit bemerkenswerter Industrieansiedlung und Zukunftsperspektive und seit 01.01.2005 Stadt Könnern mit 21 Ortsteilen.
Sander
Ein Ausflug in die Vorgeschichte
Für einen geschichtlich denkenden Menschen hat es einen besonderen Reiz, in die urälteste Vergangenheit eines Gebietes zu schauen, in dem eine Chronik vom Werden und Wachsen seines Heimatortes berichtet. Aus dem großen Gesamtbild der Geschichte der Landschaft an der unteren Saale daher ein paar kurze Einzelheiten.
Nach einigen Geologen soll bereits die Eis- zeit (vor 50000 Jahren) menschliche Spuren in dieser Gegend aufweisen. Andere wissen jedoch von einer Fauna jener Epoche etwas, von Rentier und Mammut, deren derzeitiges Vorhandensein gefundene Mammutreste in Löbejün, Sandersleben und Gnölbzig zu erhärten scheinen. Für die jüngere Steinzeit, die bis etwa 2000 v. Chr. zurückgeht, kann man im Gebiet der unteren Saale bereits mit Menschen rechnen, die schon eine gewisse Kultur besaßen, Gerätschaften und Waffen aus Stein herstellten, Kleider trugen und Schmuck liebten. Zeugen dafür sind die Inhalte der aufgefundenen ältesten Gräber bei Ilbersdorf, Friedeburg, Gerbstedt, Treb- nitz, Rothenburg und auf dem Petersberg. Von ca. 2000 bis 500 v. Chr. rechnet man
- Frühslawische Siedlung zwischen Elbe und Saale -
Rekonstruktion nach Ausgrabungen in Mosigkau
die Bronzezeit. Schon vorher waren Gegenstände aus Kupfer importiert" worden, wie ein aufgedeckter Grabhügel am Petersberg gezeigt hat. Funde aus der Bronzezeit brachten Ausgrabungen in Trebnitz, Löbejün und Bebitz. Es waren schon bemerkenswerte archäologische Funde, die im Zuge des Baus der Biogasanlage von Juli bis September 2008 auf Könneraner Flur gemacht wurden, Der bekannteste davon ist ein so genannter goldener Eidring, der auf die späte Bronze Zeit (um 1000 v. Chr.) datiert wird. In dieser Periode dringen Kelten vor und hinterlassen ihre Spuren in Gräbern und Siedlungen, in Orts- und Flußnamen (Bode, Saale, Halle, Trotha). Auch Könnern wird mit einer Stadt in Nord-Irland (Conre) in Zusammenhang gebracht (?).
In der Zeit ab 500 v. Chr. herrscht das Eisen und schafft einen neuen Kulturstil. Man lernte auch den Glasfluß und die Töpferscheibe kennen.
Eine große Veränderung erfährt die Landschaft zwischen 500 und 400 v. Chr. durch Besetzung seitens der Germanen; vermutlich zuerst die Sueven, dann deren Nachkommen die Hermunduren, ein Handelsvolk, das auch römische Kultur hierher brachte, wie römische Münzfunde in Wettin und Trebitz bestätigen.
Dann traten ab Ende des 2. Jahrhunderts die großen Völkerverschiebungen und Stammesmischungen auf. Es kamen Langobarden und Heruler, Warner oder Wariner, auf die sich die Ortsnamen mit „leben" zurückführen lassen; Angeln, denen die Ortsnamen mit „Stadt" zugeschrieben werden. Es entwickelte sich das Königreich der Thüringer, dessen Herz der Saalkreis war. Danach wurden die Sachsen Herren des Landes und verschwanden wieder. Es folgten Reste der Sueven, Hosinger und Friesen mit Gründungen von germanischen Ortschaften, deren Namen auf „dorf enden. Doch alle germanischen Stämme mußten der drängenden Slawenwelle weichen und mindestens um 600 standen die Ostslawen, die Sorben an der Saale und gründeten auch Siedlungen westlich des Grenzflusses zwischen Germanen und Sorben (ua. Cröllwitz, Dölau, Lettin), Auf slawischen Ursprung deuten Ortsnamen auf itz, au, in, en und ehne.
Karte Vorgeschichte
Die von der Fuhne durchflossene Einsenkung war in früherer Zeit vielfach Sumpfland. Es war daher natürlich, daß eine Besiedlung an dem aufsteigenden Gelände, an den Rändern sich vollzog. Der Straßenname Wietschke" erinnert in Könnern noch heute an ein früheres Sumpfgebiet. Wenn nicht schon als Siedlung der Germanen vorhanden, so mag Könnern als sorbische Siedlung entstanden sein.
Sander
Der Stadtname
Der Name der Stadt wird nach alten Dokumenten recht verschieden geschrieben. Eine zu 973 gefundene Ortsbeschreibung CORNERI ist recht zweifelhaft und nicht mehr belegbar. Die älteste urkundliche Namensgestalt von Könnern überliefert Bischof Thietmar von Merseburg zu 1012 als CONIRI. 1293 folgt die Ortsbezeichnung CONERE. Der spätere Name CONRE steht in Verbindung mit dem adligen Geschlecht von Conre, das als Burgherren mehr als ein Jahrhundert die Geschicke des Ortes lenkte.
Nachfolgend in der Geschichte tauchen die Ortsnamen CÖNREN, CÖNDERN und schließlich CÖNNERN auf. Über Jahrhunderte blieb letzte Stadtbezeichnung erhalten, bis durch eine amtliche Verfügung der Königlichen Regierung zu Merseburg mit Wirkung vom 31. Juli 1911 die Schreibweise „KÖNNERN" festgesetzt wurde.
Sander